Die Berufsunfähigkeitsversicherung gehört zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt. Jeder vierte Deutsche wird statistisch gesehen berufsunfähig – doch nur wenige sind ausreichend abgesichert. Ohne diese Absicherung droht dir bei Krankheit oder Unfall der finanzielle Ruin. Erfahre hier, wie du dich optimal schützt und welche Fallstricke du vermeiden solltest.
🔍 Berufsunfähigkeitsschutz – 4 wichtige Fakten
- Hohe Wahrscheinlichkeit: 25% aller Arbeitnehmer werden vor Renteneintritt berufsunfähig
- Geringe staatliche Leistung: Nur etwa 800 Euro Erwerbsminderungsrente pro Monat
- Hauptursachen: 70% durch psychische Erkrankungen und Rückenleiden
- Frühzeitig abschließen: Je jünger, desto günstiger die Beiträge
Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dir eine monatliche BU-Rente, wenn du deinen Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kannst. Anders als die gesetzliche Erwerbsminderungsrente prüft sie konkret deinen erlernten oder zuletzt ausgeübten Beruf.
Die Versicherung springt ein, sobald du dauerhaft oder voraussichtlich mindestens sechs Monate arbeitsunfähig bist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Ursache eine Krankheit, ein Unfall oder eine psychische Belastung ist.
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung bietet deutlich besseren Schutz als die staatliche Absicherung. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente erhältst du nur, wenn du weniger als drei Stunden täglich arbeiten kannst – und das in jedem beliebigen Job.
Warum brauchst du eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Unzureichende staatliche Absicherung
Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht bei weitem nicht aus. Im Durchschnitt liegt sie bei nur 800 Euro monatlich. Davon kannst du weder deine Miete noch deine laufenden Kosten bezahlen.
Besonders betroffen sind junge Menschen: Wer vor 1961 geboren wurde, erhält nur dann eine volle Erwerbsminderungsrente, wenn mindestens fünf Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt wurden. Für alle anderen gelten noch strengere Regeln.
Häufige Ursachen für Berufsunfähigkeit
Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind Unfälle nur für etwa 10 Prozent aller Berufsunfähigkeitsfälle verantwortlich. Die häufigsten Ursachen sind:
- Psychische Erkrankungen (32%): Depression, Burnout, Angststörungen
- Erkrankungen des Bewegungsapparats (21%): Rückenleiden, Bandscheibenvorfälle
- Krebs (15%): Verschiedene Krebsarten und deren Folgen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (9%): Herzinfarkt, Schlaganfall
Diese Zahlen zeigen: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht nur für körperlich arbeitende Menschen wichtig, sondern gerade auch für Büroangestellte und andere Berufsgruppen.
Wer sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?
Berufstätige jeden Alters
Grundsätzlich sollte jeder Berufstätige eine BU-Versicherung haben. Besonders wichtig ist sie für:
- Berufseinsteiger: Geringe Ansprüche an die gesetzliche Rente
- Gutverdiener: Hoher Lebensstandard, der abgesichert werden muss
- Selbstständige: Oft gar keine gesetzliche Absicherung
- Familiäre Hauptverdiener: Verantwortung für Partner und Kinder
Je früher du eine BU-Versicherung abschließt, desto günstiger sind die Beiträge. Außerdem ist das Risiko geringer, dass bereits Vorerkrankungen den Abschluss erschweren oder verteuern.
Besondere Berufsgruppen
Manche Berufe gelten als besonders risikoreich und zahlen höhere Beiträge:
- Handwerker: Höheres Unfallrisiko, körperliche Belastung
- Pfleger und Erzieher: Hohe psychische Belastung
- Piloten und Berufskraftfahrer: Spezielle Berufsbedingungen
Andere Berufe wie Ärzte, Juristen oder Ingenieure erhalten oft günstigere Konditionen, da sie statistisch seltener berufsunfähig werden.
Worauf solltest du beim Abschluss einer BU-Versicherung achten?
Die richtige Versicherungssumme
Die BU-Rente sollte etwa 75-80 Prozent deines Nettogehalts betragen. So kannst du deinen gewohnten Lebensstandard weitgehend halten. Bei einem Nettoeinkommen von 3.000 Euro solltest die Rente also mindestens 2.200-2.400 Euro betragen.
Bedenke dabei auch künftige Einkommenssteigerungen. Viele Versicher bieten Nachversicherungsgarantien an, mit denen du die Rente später ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöhen kannst.
Wichtige Vertragsklauseln
Achte auf folgende Vertragsbestandteile:
Verzicht auf abstrakte Verweisung: Der Versicherer kann dich nicht auf einen anderen, theoretisch möglichen Beruf verweisen. Du musst nur deinen tatsächlich ausgeübten Beruf betrachten.
Rückwirkende Leistung: Die Rente wird ab dem ersten Tag der Berufsunfähigkeit gezahlt, auch wenn die Anerkennung erst später erfolgt.
Weltweiter Schutz: Die Versicherung gilt auch im Ausland.
Dynamik: Die Rente steigt jährlich um einen bestimmten Prozentsatz, um die Inflation auszugleichen.
Gesundheitsprüfung ehrlich beantworten
Die Gesundheitsfragen musst du wahrheitsgemäß beantworten. Verschweigst du Vorerkrankungen, kann der Versicherer später die Leistung verweigern.
Häufig gefragte Bereiche sind:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Psychische Behandlungen
- Rückenbeschwerden
- Allergien und Hauterkrankungen
Bei Vorerkrankungen gibt es verschiedene Möglichkeiten: Risikozuschläge, Ausschlussklauseln oder in seltenen Fällen eine Ablehnung.
Alternativen zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn du gar nicht mehr arbeiten kannst – unabhängig vom konkreten Beruf. Sie ist günstiger, bietet aber deutlich schlechteren Schutz.
Grundfähigkeitsversicherung
Eine Grundfähigkeitsversicherung zahlt, wenn du bestimmte körperliche oder geistige Grundfähigkeiten verlierst – zum Beispiel das Sehen, Hören oder die Beweglichkeit der Hände.
Sie ist eine sinnvolle Ergänzung, aber kein vollwertiger Ersatz für eine BU-Versicherung, da sie psychische Erkrankungen meist nicht abdeckt.
Multi-Risk-Versicherungen
Multi-Risk-Policen kombinieren verschiedene Risiken: Berufsunfähigkeit, schwere Krankheiten, Pflege und Tod. Sie sind oft günstiger als Einzelversicherungen, bieten aber meist geringere Leistungen.
Kosten einer Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Beiträge für eine BU-Versicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab:
- Alter beim Abschluss: Je jünger, desto günstiger
- Beruf: Bürojobs sind günstiger als Handwerk
- Gesundheitszustand: Vorerkrankungen erhöhen den Beitrag
- Versicherungssumme: Höhere Rente = höherer Beitrag
- Laufzeit: Bis 67 oder bis 65 Jahre
💰 Beispiel-Beiträge für BU-Versicherung
Alter | Beruf | BU-Rente | Monatsbeitrag ca. |
---|---|---|---|
25 Jahre | Bürokaufmann | 1.500€ | 45-65€ |
30 Jahre | Ingenieur | 2.000€ | 70-95€ |
35 Jahre | Handwerker | 1.800€ | 120-160€ |
Die Beiträge bleiben während der gesamten Laufzeit konstant, wenn du einen Tarif ohne Überschussbeteiligung wählst. Bei Tarifen mit Überschüssen können die Beiträge schwanken.
Berufsunfähigkeitsversicherung richtig kündigen
Ordentliche Kündigung
Du kannst deine BU-Versicherung jährlich zum Ablauf des Versicherungsjahres kündigen. Die Kündigungsfrist beträgt meist drei Monate. Eine Kündigung solltest du aber gut überlegen, da:
- Der Gesundheitszustand sich verschlechtert haben könnte
- Ein neuer Vertrag teurer wird
- Wartezeiten bei einem neuen Anbieter gelten
Beitragsfreistellung
Statt zu kündigen, kannst du den Vertrag oft beitragsfrei stellen. Dabei behältst du einen reduzierten Versicherungsschutz, zahlst aber keine Beiträge mehr.
Vertragswechsel
Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter lohnt sich meist nur bei deutlich besseren Konditionen. Bedenke dabei die erneute Gesundheitsprüfung und mögliche Wartezeiten.
Häufige Fehler beim Abschluss einer BU-Versicherung
Zu niedrige Versicherungssumme
Viele unterschätzen, wie viel Geld sie im Ernstfall brauchen. Eine BU-Rente von 1.000 Euro reicht bei einem bisherigen Nettoeinkommen von 3.000 Euro nicht aus.
Falsche Angaben bei Gesundheitsfragen
Vorerkrankungen zu verschweigen ist der häufigste Grund, warum Versicherer später nicht zahlen. Sei ehrlich – auch bei scheinbar harmlosen Beschwerden.
Verzicht auf wichtige Klauseln
Spare nicht am falschen Ende. Klauseln wie der Verzicht auf abstrakte Verweisung sind essentiell, auch wenn sie den Beitrag erhöhen.
Zu spät abschließen
Mit jedem Jahr wird die BU-Versicherung teurer und das Risiko von Vorerkrankungen steigt. Optimal ist ein Abschluss zwischen 20 und 30 Jahren.
Häufig gestellte Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Wie hoch sollte die BU-Rente sein?
Die BU-Rente sollte etwa 75-80 Prozent deines aktuellen Nettoeinkommens betragen. So kannst du deinen gewohnten Lebensstandard weitgehend halten. Bei steigendem Einkommen solltest du die Rente entsprechend erhöhen. Viele Versicherer bieten Nachversicherungsgarantien an, mit denen du die Summe später ohne erneute Gesundheitsprüfung anpassen kannst. Berücksichtige auch, dass du im Berufsunfähigkeitsfall oft zusätzliche Kosten für Behandlungen oder Hilfsmittel hast.
Was passiert, wenn ich die Beiträge nicht mehr zahlen kann?
Wenn du vorübergehend zahlungsunfähig bist, kannst du meist eine Stundung beantragen oder den Vertrag beitragsfrei stellen. Bei einer Beitragsfreistellung reduziert sich die Versicherungssumme entsprechend der bereits gezahlten Beiträge. Eine komplette Kündigung solltest du vermeiden, da ein Neuabschluss später schwieriger und teurer wird. Manche Tarife bieten auch eine Beitragspause bei Arbeitslosigkeit an.
Kann ich trotz Vorerkrankungen eine BU-Versicherung bekommen?
Ja, auch mit Vorerkrankungen ist oft noch eine BU-Versicherung möglich. Je nach Art und Schwere der Erkrankung gibt es verschiedene Optionen: Risikozuschläge, Ausschlussklauseln für bestimmte Erkrankungen oder eine Annahme zu normalen Bedingungen. Wichtig ist, alle Gesundheitsfragen ehrlich zu beantworten. Bei schwerwiegenden Vorerkrankungen können Alternativen wie die Erwerbsunfähigkeits- oder Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll sein.
Wann zahlt die BU-Versicherung und wann nicht?
Die BU-Versicherung zahlt, wenn du deinen Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kannst – voraussichtlich für mindestens sechs Monate. Die Ursache ist dabei egal: Krankheit, Unfall oder psychische Probleme. Nicht zahlt sie bei vorsätzlicher Herbeiführung der Berufsunfähigkeit, bei Kriegsereignissen oder wenn du falsche Angaben gemacht hast. Auch bei Berufswechsel in einen riskanteren Job kann der Schutz eingeschränkt werden.
Lohnt sich eine BU- Versicherung für Beamte?
Auch Beamte sollten eine BU-Versicherung haben. Zwar erhalten sie bei Dienstunfähigkeit weiterhin Bezüge, aber oft nur in reduzierter Höhe. Junge Beamte bekommen nur einen Teil ihrer Pension, bei Beamten auf Probe droht sogar die Entlassung. Eine private BU-Versicherung schließt diese Lücken und bietet zusätzliche Sicherheit. Beamte erhalten oft günstigere Konditionen, da sie statistisch seltener berufsunfähig werden.
Kann ich meine BU-Versicherung von derSteuer absetzen?
Ja, die Beiträge zur BU-Versicherung kannst du als Vorsorgeaufwendungen von der Steuer absetzen. Sie zählen zu den sonstigen Vorsorgeaufwendungen mit einem jährlichen Höchstbetrag von 1.900 Euro für Angestellte und 2.800 Euro für Selbstständige. Allerdings werden auch andere Versicherungen wie die Haftpflicht- oder Krankenversicherung angerechnet. Die BU-Rente ist später steuerfrei, wenn sie aus bereits versteuerten Beiträgen finanziert wurde.
Was ist der Unterschied zwischen BU- und EU-Versicherung?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn du deinen konkreten Beruf nicht mehr ausüben kannst. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt erst, wenn du gar nicht mehr arbeiten kannst – egal in welchem Beruf. Ein Chirurg mit Handzittern wäre berufs-, aber nicht erwerbsunfähig, da er theoretisch noch andere Tätigkeiten ausüben könnte. Die EU-Versicherung ist günstiger, bietet aber deutlich schlechteren Schutz.
Wie lange dauert die Bearbeitung eines BU-Falls?
Die Bearbeitung eines BU-Antrags dauert meist zwischen vier und zwölf Wochen. Bei komplexen Fällen kann es auch länger dauern. Der Versicherer prüft die medizinischen Unterlagen, holt oft Stellungnahmen von Ärzten ein und prüft die Berufsausübung. Wichtig ist, alle angeforderten Unterlagen vollständig und schnell einzureichen. Bei positiver Entscheidung zahlt der Versicherer rückwirkend ab Beginn der Berufsunfähigkeit.